Bei dem Thema Zeichentrickserien hat wohl wirklich JEDER eine Meinung. Es dürfte wohl kaum jemanden geben, der nicht mit solchen Serien aufgewachsen ist. Mir ging es natürlich ebenso. Ich kann mich leider bei weitem nicht mehr an alle Serien erinnern, die ich damals geschaut hab, aber was mir für immer im Kopf bleiben wird, ist
Darkwing Duck!
Ich war nie ein großer Disney Fan, ganz im Gegenteil. Ich habe Micky Maus gehasst, mochte die Gummibären nicht wirklich, fand Goofy doof, hab quasi alle Spielfilme verachtet, aber die Disney-Enten waren für mich immer etwas Besonderes. Sei es Donald mit seinen frühen Filmen aus seinem “ganz normalen” Leben und wie es immer im totalen Chaos endet, oder sei es Dagobert, der Abenteuer erlebt, von denen man als Kind nur träumen kann.
Aber Darkwing… Darkwing hatte einfach etwas Mystisches an sich. Schon damals wusste ich, dass das hier etwas Einzigartiges ist. Disney versuchte mit der Serie etwas ganz neues. Mehr sozialkritisch, mehr Zeitgeist, mehr “Gewalt” (was auch zum Ende der Serie führte, aber dazu später).
Alles fängt ganz beschaulich an: Eddie Erpel ist
ein ganz normaler Bürger von St. Erpelsburg. Er führt bei Tag ein
bürgerliches (spießiges) Leben. Doch in der Nacht wird er zu Darkwing
Duck, dem Violett gekleideten Superhelden, der im Brückenturm haust,
sich mit fortschrittlicher Technik umgibt und jedem Bösewicht das
Handwerk stellt. Er ist sehr von sich selbst überzeugt und liebt es, im
Rampenlicht zu stehen. Doch eines Tages trifft er auf einen Bösewicht,
der sein ganzes Leben verändern sollte.
Torro Bulba, ein Mafiaboss, der aus dem Gefängnis seine Organisation leitet, tötet einen Wissenschaftler, um an eine neue Technologie zu kommen. Kiki, die Enkelin des Wissenschaftlers, bleibt allein zurück und kommt in ein Waisenhaus.
Kiki gibt sich damit allerdings keinesfalls zufrieden und hält das ganze Heim mächtig in Schach.
Als Torro Bulba von ihr erfährt, will er sie kidnappen, um an die Informationen zu kommen, die er von ihrem Großvater nicht bekommen hat. Jetzt tritt Darkwing Duck auf den Plan und versucht, Kiki aus den Fängen von Torro Bulba zu retten. Eine 2-teiliger Pilot erzählt die epische Geschichte, die damit endet, dass Torro Bulba bei einer Explosion auf einem Hochhausdach stirbt und Darkwing Duck (Eddie Erpel) Kiki adoptiert.
Das ist der Auftakt, einer unglaublich
abwechslungsreichen Superheldengeschichte, die sich über 3 Staffeln
streckt. Es gibt viele lustige Momente, aber auch traurige, schwere
Sekunden, in denen klar wird, dass sich Darkwing Duck keineswegs nur an
Kinder wendet, sondern auch für Erwachsene viel bietet.
Schaut euch alleine mal die Palette der Bösewichte an:
Megavolt
Benjamin Buxbaum
Der Liquidator
Quackerjack
Und natürlich…
Fiesoduck
Und viele mehr… JEDER dieser Bösewichte hat eine komplette Backstory, eine Entstehungsgeschichte und eine Motivation, dass zu tun, was er tut. Diese Detailverliebtheit macht Darkwing Duck zu einer unglaublich greifbaren Serie, bei der man in jeder Folge wieder neue Wendungen erwarten konnte. Neben all diesen Details fehlt aber noch ein ganz wichtiger Punkt!
Darkwing Duck hat eine DURCHGEHENDE HANDLUNG! Während viele andere Zeichentrickserien zu der Zeit auf ein Episoden Format setzen, um keinen Zuschauer abzuschrecken, der eben nicht jede Folge schaut, geht Disney mit Darkwing Duck einen Kompromiss ein.
Zum einen sind fast alle Folgen voneinander unabhängig, zum anderen zeichnet sich von der Pilotfolge, bis zur letzten Folge eine Geschichte ab, deren Ausmaße man leider nur erahnen kann.
Ich möchte die letzte Folge der 3. Staffel gar nicht spoilern, aber möchte so viel sagen: Nach der 3. Staffel werdet ihr Disney dafür HASSEN, dass sie Darkwing Duck abgesetzt haben, obwohl die Pläne und Storys für die 4. Staffel schon geplant waren.
Und damit kommen wir jetzt um unehrenhaften Ende von Darkwing Duck.
Letztlich war es nicht Disney, oder Einschaltquoten, sondern die Eltern, die Darkwing den Todesstoß gaben.
Auf Druck von vielen Erziehungsberechtigten wurde Darkwing Duck nach der 3. Staffel gecancelt, da die Serie doch Gewalt verherrliche und keine Konsequenzen davon aufweist.
Das all das unfassbarer Blödsinn ist,
muss ich natürlich niemandem erklären… Was bleibt, ist dennoch ein sehr
trauriges Ende einer Serie, die für mich immer eine der besten überhaupt
bleibt.
…hört euch doch allein mal das Intro an!
Deutsches Intro
Englisches Intro
Als Letztes möchte ich noch über die Synchronisation reden.
Die deutsche Version der Serie ist absolut fantastisch. Man merkt, dass extrem viel Mühe in die Übersetzung geflossen ist. Jeder Wortwitz wurde sinnvoll übersetzt, oder eben ersetzt.
Mein Herz schlägt allerdings für die englische Originalfassung. In dieser spricht Jim Cummings Darkwing Duck UND Fiesoduck. Diese Leistung macht ihn für mich zum besten Synchronsprecher aller Zeiten.
Wenn
ich mir also eins wünschen würde, dann wäre das eine vernünftige DVD
Box mit allen Folgen (deutsch und englisch) und eventuell noch
Bonusmaterial.
Los Disney! Bekommt endlich den Arsch hoch!
Bis denne,
Sven
Wirft mit gefährlichem Halbwissen um sich…trifft aber nicht.
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